Eifersucht und Stolz
Wilhelm Müller
Wohin so schnell, so kraus und wild, mein lieber Bach?
Eilst du voll Zorn dem frechen Bruder Jäger nach?
Kehr’ um, kehr’ um, und schilt erst deine Müllerin
Für ihren leichten, losen, kleinen Flattersinn.
Sahst du sie gestern abend nicht am Tore stehn,
Mit langem Halse nach der grossen Strasse sehn?
Wenn von dem Fang der Jäger lustig zieht nach Haus,
Da steckt kein sittsam Kind den Kopf zum Fenster ’naus.
Geh’, Bächlein, hin und sag’ ihr das, doch sag’ ihr nicht,
Hörst du, kein Wort, von meinem traurigen Gesicht;
Sag’ ihr: Er schnitzt bei mir sich eine Pfeif’ aus Rohr,
Und bläst den Kindern schöne Tänz’ und Lieder vor.